[Detail-Seite] [Listen]
----------------------------------

Rezension

Labyrinth of Evil

Zu Lucenos Schreibstil ist nicht weiter viel zu sagen; dass er nicht gerade der emotionalste aller SW-Autoren ist, war vorher ja bereits bekannt und macht hier wieder nichts. Sein Wörterbuch-Tick fällt zwar auf, aber irgendwann geht man einfach dazu über, unbekannte Vokabeln, deren Sinn sich aus dem Zusammenhang erschließt oder die nicht weiter wichtig scheinen, zu überlesen. Die Raumschlachten fand ich jetzt nicht so toll wie die in seinen NJO-Büchern, aber das mag daran liegen, dass ich mir unter all diesen neuen Jägern und kapitalen Schiffen nicht viel vorstellen kann. Die vielen EU-Anspielungen bringen natürlich auch viel Stimmung, aber noch viel mehr als bei KotOR und tUF fürchte ich, dass Neulinge davon eher abgeschreckt werden. Zudem ist von Lucenos Zurückhaltung bei CoD und tUF hier nicht mehr viel zu spüren; ein wenig überfrachtet mit Details wirkt der Roman schon.
Aber damit will ich mich nicht länger beschäftigen. Ich will mich überhaupt nicht lange mit meiner Meinung über das Buch beschäftigen, was daran liegt, dass ich nicht wirklich viel auszusetzen
hatte. Abgesehen von den oben genannten Punkten hat mich eigentlich nur noch gestört, dass gerade der Anfang so linear aufgebaut war: Anakin und Obi-Wan sind auf einer Mission, Anakin und Obi-Wan erhalten Hinweise auf den Verbleib Sidious', Anakin und Obi-Wan sind auf einer neuen Mission, Anakin und Obi-Wan erhalten wieder Hinweise auf den Verbleib Sidious'... Nichts gegen diesen Aufbau, aber etwas mehr Abwechslung hätte nicht schaden können.
Dann kommen wir auch schon zu dem, was Luceno am besten kann: Palpatine darstellen. Mann, Mann, Mann. Viele Szenen hat mein Lieblingsfiktiverpolitiker ja nicht, aber wenn er mal in einer ist, dominiert er sie vollständig. Wirklich jeder Satz, der ihm entweicht, ist an sich völlig harmlos; und doch, im größeren Kontext gesehen, ein Vorverweis auf das, was da noch kommen wird. Klasse, wie er seine Mitmenschen und –nichtmenschen manipuliert, vom unwichtigsten Jedi bis hin zu seinem Sith-Schüler. Sehr schön auch, wie hier vertieft wird, zu was für einer Vertrauensperson er für Anakin geworden ist; seinem Meister hat er nie von Tatooine erzählt, Palpatine, im Grunde einem völlig Fremden, schon. Die beste Darstellung des späteren Kaisers in der gesamten Klonkriegs-Literatur (einschl. Comics).
Außerdem sollte Luceno den Preis für die beste Darstellung Anakins in der gesamten Klonkriegs-Literatur erhalten; gut, gerade, was die Romane betrifft, ist das nicht allzu schwer. Wenn ich mich da an diese literarische Travestie erinnere, deren Namen ich hier nicht nennen möchte... Nunja. Subtil und doch eindringlich gleich seine erste Action-Szene: er meint es gut und will mal wieder jemanden retten, gefährdet dadurch jedoch die gesamte Aktion. Seine Gespräche mit Obi-Wan sind quasi in Omenflüssigkeit getränkt. So hat man sich das vorgestellt, als der alte Ben in ANH von Anakin als einem "alten Freund" und "guten Kameraden" sprach.
Zu TC-16 möchte ich noch anmerken: ich habe das Gefühl, dass der wichtiger ist, als es zunächst den Anschein hat. Er überlebt die Konfrontation des Geheimdienstmannes mit Sidious scheinbar unbeschadet, wird rein zufällig an alle wichtigen Orte mitgeschleppt, und scheint dann noch zu wissen, was 3PO in der Zukunft blühen wird. Ich vertraue Luceno und hoffe mal, dass er den Droiden nicht nur als Ersatz-3PO eingebunden hat. Vielleicht sehen wir ihn ja in DARK LORD wieder.
Ja, und das war es dann auch schon. Diesmal ist ein ausführlicheres Review einfach nicht drin gewesen. Ich habe relativ lange (also, ein paar Minuten bestimmt s-wink) mit mir gerungen, wo das Buch auf einer Rangliste anzusiedeln wäre. Die Heilige Trilogie der Prequel-Romane kann LoE dann jedenfalls doch nicht durchbrechen: SHATTERPOINT ist sowieso ohne Gleichen, gegen das Kunstwerk DARK RENDEZVOUS hat Eskapismus-Unterhaltung auch keine Chance, und um an CLOAK OF DECEPTION zu kratzen, fehlte dann doch das gewisse Etwas. LoE hatte durchaus politische Elemente, so ist es nicht, aber als Polit-Thriller würde ich es nicht bezeichnen. Außerdem war es mir, ehrlich gesagt, nicht düster genug. So gegen Ende hin gehen dann ein paar weniger bedeutende Charaktere drauf, aber die wichtigeren tragen noch nicht einmal Kratzer davon. Das hätte, gerade in Anbetracht der Tatsache, dass ROTS teilweise wohl schon vorweggenommen wurde, besser gemacht werden können. Weil das aber so entscheidend nun auch wieder nicht war, landet LABYRINTH OF EVIL immerhin noch vor BATTLE SURGEONS.

(Februar 2005)

 

-