[Detail-Seite] [Listen]
----------------------------------

Rezension

Blade of Tyshalle

Vorweg: Blade of Tyshalle ist keine wirkliche Fortsetzung. Man kann BoT sehr wohl ohne Vorkenntnisse aus ‘Heroes Die’ lesen, wenn man dann auch vielleicht einige Details nicht nachvollziehen kann (z.B. markieren-> die Beziehung von Caine zu einigen Charakteren wie Majesty, Kierendal und Tan’elKoth <-markieren). Und überhaupt ähnelt BoT HD in vieler Hinsicht überhaupt nicht. Konnte man HD als ‘Unterhaltung mit ein paar Untertönen’ bezeichnen, ist BoT voll davon: Matthew Stover hat zu vielem eine Meinung und schafft es auch, eine Menge ‘Messages’ in seinem Text unterzubringen, ohne dabei den Erzählfluss zu beinträchtigen. Betrachtet man den philosophischen Trend in HD als seichte Brise, wird BoT einen hinwegblasen. Eine positive Überaschung, wenn man bedenkt, dass die meisten heutigen Werke im Genre der SFF pure Unterhaltungsliteratur sind. Nietzsche mag Stover nicht sein, aber das ist auch gar nicht notwendig. ‘Blade of Tyshalle’ ist immer noch tadellose Unterhaltung; wer sich nur für den Sword‘n’Sorcery-Aspekt interessiert, braucht ja nicht nachzudenken.

Weiter im Text. Stover bleibt seinem Stil treu; es ist fast unmöglich, BoT beiseite zu legen, so sehr zieht Stover einen in seine Welt. Auch BoT ist schonungslos brutal und realistisch; es fließt zwar weniger Blut als in HD, dafür hat der Autor sich ein paar andere Ekligkeiten ausgedacht (ich erkenne den Seitenhieb, den markieren-> das Schwarze Blut <-markieren darstellt, hielt diesen Aspekt aber fast für ein wenig übertrieben; einer meiner wenigen Kritikpunkte). Nichts für Leute mit schwachem Magen.

In vielen Fantasy-Werken sind die Protagonisten ziemlisch klischeebeladen. Da habe ich nichts dagegen, wenn’s nicht funktionieren würde, wär’s schließlich kein Klischee, aber wenn’s anders kommt, umso besser. ‘Heroes Die’ war schon ziemlich revolutionär, ‘Blade of Tyshalle’ aber stürzt sich auf die bewährten Muster und tötet sie Reih um Reih. Caine ist klar ein Held; vorausgesetzt, die Definition, die man von ‘Held’ hat, beinhaltet nicht irgendwo eine ethische Sicht (denn Caine ist definitiv nicht jemand, der seine Kräfte in den Dienst der ‘guten Sache’ stellt). Spätestens, wenn man feststellt, dass man den Bösewicht mehr leiden kann als seinen ‘guten’ Gegenpart, muss man merken, dass irgendwas falsch gelaufen ist (auf gute Weise).
Caine ist jemand, der durch seine Kindheit geprägt wurde, auf realistische Weise. Wie er selbst einmal im Laufe des Romans bemerkt, wäre er nicht der, der er ist, wenn sein Leben anders abgelaufen wäre. Das lässt sich auf die anderen mehr-oder-weniger Haupt-Charaktere übertragen, außer vielleicht (überaschenderweise) auf Shanna Leighton.

Das bringt mich zu meinem nächsten Punkt: Die Geschichte von sowohl Overworld wie auch der dystopischen Erde wird hier näher beleuchtet; wir erfahren, wie so ein brutales System sich durchsetzen konnte (eine erschreckend realistische Möglichkeit, btw, etwas, das uns beinahe bereits passiert wäre und das jederzeit geschehen könnte) und wie wenig jeder unterhalb der höchsten Stellen etwas dagegen tun kann. Hatte ich oben gesagt, dass BoT schonungslos brutal sei? Ich erweitere das einmal über simple ‘Hau drauf’-Brutalität hinaus und beziehe das auf Alles... markieren-> Wer denkt, Hiob wäre übel dran gewesen, soll sich mal anschauen, was Caine/Hari durchmachen musste... <-markieren

‘Blade of Tyshalle’ verlässt sich nicht nur auf altbekannte Charaktere; aus HD sind verhältnismäßig wenige dabei (markieren-> Tommie, Kierendal, Majesty, Toa-Sytell, Hari, Caine, Shanna, Chambaraya, Vilo, Duncan, Damon <-markieren; viel mehr sind’s wohl nicht) und es werden einige neue eingeführt, die größtenteils um einiges interessanter sind.

Ein Fazit? ‘Blade of Tyshalle’ ist eines der besten Bücher, die ich je gelesen habe, und seinem Vorgänger in den meisten Punkten überlegen (was ‘Heroes Die’ nicht schlecht macht, im Gegenteil, es ist hervorragend); imho ein ‘Must-Buy’ für jeden, der ein wenig einen höheren Anspruch hat und in neueren Werken eine gewisse ‘Tiefe’ vermisst, und auch solche Leute, die SFF wegen der Unterhaltung lesen, werden hier gut bedient werden. Nur sollte man, wie gesagt, einen stabilen Magen mitbringen...

(September 2002)

 

-